Hier finden Sie Bilder und Geschichten zu ausgewählten denkwürdigen Begebenheiten rund um die Geschichte der Stadt Freiburg im Breisgau.
Die Bilder erinnern an historische Ereignisse, die für die Entwicklung der Stadt und für die in ihr lebenden Menschen von größerer oder kleinerer Bedeutung waren, noch sind oder wieder werden können.
Die Geschichten skizzieren und kommentieren das auf den Bildern sichtbar gemachte Geschehene und sind als Anregungen für die Leser zu verstehen.
Wer sich auf den Weg macht und die abgebildeten Motive aufsucht, in Augenschein nimmt und die hier erzählten Geschichten hinterfragt, kann sich sein eigenes Bild von der Geschichte Freiburgs machen. Im erhofften günstigsten Fall animieren und motivieren die Bilder&Geschichten über 900 Jahre Freiburg dazu, einige der immer noch allgegenwärtigen Spuren der Freiburger Geschichte und die dahintersteckenden unzähligen Geschichten und Geschichtchen selbst zu erforschen. Und wer Familienangehörigen, Freunden und Bekannten von diesen Eindrücken erzählt, hält Freiburgs Geschichte eindrücklicher am Leben als so manches Geschichtsbuch dies vermag.
Gleichwohl kann ein jeder Blick in eines der unzähligen hervorragenden Bücher über die Geschichte der Stadt Freiburg ein althergebrachtes Stadtbild aus Fassaden, Dächern, Türmen, Gassen und Bächle in ein facettenreiches Mosaik geschichtsträchtiger Hinterlassenschaften verwandeln. Die Stadtchronik "Freiburg 2020 - das offizielle Jubiläumsbuch der Stadt Freiburg" etwa solte in keinem Freiburger Bücherschrank fehlen. Die Lektüre solcher und anderer wunderbarer Bücher bereichert nicht nur das gewohnte Stadt-, sondern auch manch liebgewonnenes Geschichtsbild. Im schlimmsten Fall droht die Erkenntnis, dass die eigene Überzeugung vom Zusammenhang geschichtlicher Ereignisse schon festgefahren und unumstößlich ist. Glücklicher hingegen darf sich schätzen, wer enttäuscht und betroffen vor einem geschlossenen Geschichtsbuch steht und ob all der offenen Fragen nach weiteren Geschichtsbüchern Ausschau hält. Aber eines bleibt gewiss: Geschichte kennt kein letztes Wort - auch nicht die Freiburger.
Und wer die Freiburger Geschichte mal hautnah nach- und miterleben will und sich noch nicht auf eine der fantastischen Zeitreisen begeben hat, die von den Anbietern historischer Stadtführungen so liebevoll bis ins kleinste Detail geplant und von begeisternden Schauspielern realisiert werden, sollte sich so bald als möglich dieses Vergnügen gönnen. Anschaulicher, ergreifender und überzeugender können zumeist Jahrhunderte zurückliegende Geschichten wohl kaum vergegenwärtigt und vermittelt werden.
In den 9 Jahrhunderten seit der Stadtwerdung Freiburgs ist unermesslich viel Wasser die Dreisam hinab geflossen. Sonne und Mond sind hundert Tausende Male auf- und wieder untergegangen. Freiburg hat seither etliche historische Stürme, Erdbeben, Feuersbrünste und Seuchen erlebt. Einige der Spuren, die sie hinterlassen haben, können hier in Bilder und Texte gefasst nachempfunden werden.
Zu jedem der neun Jahrhunderte der Freiburger Stadtgeschichte wurden jeweils zwei Motive mit neun historischen Mittelformatkameras aus neun Jahrzehnten des 20. Jahrhundert auf jeweils einem 120er Rollfilm festgehalten. Für die Zeit vor der Freiburger Marktgründung haben zwei Lochkameras das Licht von zwei Motiven gesammelt.
So kommen 11 Kameras, 20 Motive, 20 Bilder und 20 Geschichten zusammen und bilden gleichzeitig ein kleines Kaleidoskop zur Geschichte der Fotografie ab.
Die Motive, die das frühere historische Ereignis aus der Zeit vor der Markt- und Stadtgründung Freiburgs sowie des jeweiligen Jahrhunderts der Freiburger Stadtgeschichte versinnbildlichen, sind in schwarz-weiss, die das spätere historische Ereignis versinnbildlichenden in Farbe aufgenommen. Alle Motive in schwarz-weiss abzulichten, hätte ein zu düsteres Bild von der Geschichte Freiburgs gezeichnet. So aber konnten die historischen Mittelformatkameras in schwarz-weiss und in Farbe zeigen, wie schön historische Motive aus einem Zeitraum von fast einem Jahrtausend mit historischen Kameras festgehalten werden können, die zusammengenommen ein gutes halbes Jahrtausend alt sind.
Als Hommage an das 900-jährige Freiburger Stadtjubiläum sind die Bilder auf das Format 30x30 = 900 gedruckt worden und die Geschichten zählen von der Überschrift bis zum letzten Satzzeichen mit allen Konsonanten und Vokalen zusammen 900 Schriftzeichen.
Mittlerweile können die Bilder nicht mehr käuflich erworben werden. Der Verkauf wurde 900 Tage nach dem 900-jährigen Jubiläum der Freiburger Stadtgründung eingestellt. Wer seine eigenen Bilder von der Freiburger Geschichte aufnehmen und Geschichten dazu schreiben will und dafür noch die eine oder Anregung oder Hilfestellung sucht, kann sich jederzeit bei mir melden.
Die Negative, auf denen das Licht für die Bilder gebannt und verewigt worden ist, wie auch die Kameras waren von Anfang an unverkäuflich und bleiben im Familienbesitz.
Viel Freude beim Schauen, Lesen, Mit- und Nachdenken sowie Nach- und Mitfühlen!
Lebensader
Es war einmal ein Wässerchen auserkoren, eine Stadt mit allem zu versorgen, damit ihre Bewohner glücklich und in Frieden zusammenleben.
Berge erhoben, Täler senkten sich. Meere kamen und gingen. Die Erde spuckte Feuer und Gletscher sorgten für den Feinschliff. Und endlich vereinigten sich hier die Bäche zu Dir - unserer Dreisam.
Du zwängst Dich zwischen zwei steile Hänge hindurch und hast dort einen Schwemmkegel aufgetürmt, damit die Stadt Freiburg erbaut werden konnte.
Dank Dir füllten Fische hungrige Bäuche, wuchs Weizen auf Wiesen und Wild in Wäldern. Du brachtest Mühlen zum Klappern und gabst Bauern wie Handwerkern den Takt für ihre Arbeit vor. Was dem Mensch zum Glück fehlte, schaffte er auf den Wegen entlang Deiner Ufer von Nah und Fern herbei. Damit der Handel erblühe, baute er Brücken. Aber der Handel brauchte auch Händel - und Köpfe rollten an Deine Ufer.
Du aber bist immer die Lebensader Freiburgs geblieben und wolltest nur Glück und Frieden bringen - und wenn Du nicht gerade Mal wieder ausgetrocknet bist, dann fließt Du auch noch morgen.
Zeit vor der Freiburger Markt- und Stadtgründung
festgehalten mit der Lochkamera RealitySoSubtle 6x6F von James Guerin, Brenn- bzw. Bildweite 24mm, Lochdurchmesser 0,18mm auf Fuji Neopan Acros 100
Zeit vor der Freiburger Markt- und Stadtgründung
festgehalten mit der Lochkamera "BlackForestBox" Marke: Eigenbau, Brenn- bzw. Bildweite 35mm, Lochdurchmesser 0,22mm auf Fuji Provia F 100
Steinquader
Im Jahre 1079 tritt im Breisgau ein Geschlecht ins Rampenlicht und fühlt sich auserkoren, hier den Ton anzugeben.
Aus den Wäldern rund um Zähringen stießen die einstigen Köhler steil hinauf und bis in den Hochadel hinein. Ein König schenkt den Emporkömmlingen den Herzogstitel, ein anderer entzieht ihnen wieder Titel und Besitz.
Da ernennen sich die Habenichtse selbst zu Herzögen. An der Kreuzung von Handelswegen aus Nah und Fern thronen sie hoch über der Dreisam im neu erbauten Castrum de Friburch.
Sie geben den Takt vor, nach dem die Gewerbe- und Handwerkersiedlung Freiburg zur Breisgaumetropole heranwächst.
Die Herzöge ohne Herzogtum lassen unzählige Steinquader hauen und mit ihnen Burgen und Kirchen bauen, stiften Klöster und gründen ein Dutzend Städte.
Als Zährenbringer morden und brandschatzen sie, entmannen Gefangene und essen Menschenfleisch.
Ob das alles wahr ist?
Wer weiß, aber die Steinquader der Zähringer halten wir gerne weiter in Ehren. Nur die Regenten unserer Stadt wählen wir lieber selbst aus - hoffentlich für immer!
Aufschwung
Im Westen von Freiburg werden Parzellen mit 100 mal 50 Fuß abgesteckt.
Kaufleute sollen sich hier niederlassen und auf der Großen Gass ihren Markt abhalten.
Konrad I. nimmt sich 1120 die Freiheit, Freiburg das Marktrecht zu verleihen - ein allein Königen zustehendes Recht.
Die Zähringer geben den Freiburgern weitgehende wirtschaftliche Freiheiten. Sie sollen sie zu beider Nutzen nutzen.
Die Rechnung geht auf: Mit den Silberadern der Schwarzwaldberge im Rücken erleben Freiburg und die Zähringer den erhofften Aufschwung.
Wer sich Konrad I. von Zähringen auf dem Weg nach oben in den Weg stellt, bekommt seine Sporen zu spüren - als Freiburger Stadtherr wie als Rektor von Burgund.
Sein Enkel Berthold V. kommt beinahe ganz oben an. Ihm wird die Königskrone angetragen. Er aber verzichtet. Mit seinem Tod im Jahre 1218 endet die Dynastie.
Müssen Freiburger im Herzen ihrer Stadt den Zähringern mit einem militanten Reiter auf seinem hohen Roß als Gründer und Herren Freiburgs huldigen oder ihn vom Sockel stoßen?
Sicher eine Frage der Weltanschauung.
1. Jahrhundert der Freiburger Stadtgeschichte
festgehalten mit einer Kodak Brownie No. 2 Model C aus den 1910ern + einer Meniskuslinse auf Kodak T-MAX 100 und Kodak Ektar 100
Aufschüttung
Entlang der Freiburger Straßenzüge werden Türen und Fenster zugemauert, Fußböden und Decken nach oben oder unten versetzt. Erdgeschosse sind auf einmal Keller.
Ein wildes Bauen und Handwerken hält die Freiburger gut ein halbes Jahrhundert nach der Marktgründung auf Trab.
Die Stadt Freiburg hat sich prächtig entwickelt. Es bedurfte einer sie wirksamer schützenden Mauer.
Menschen und Gewerbe sollen mit einer zuverlässigeren Wasserführung versorgt werden. Dazu wird das Straßenniveau um bis zu drei Meter erhöht.
Nach der Fertigstellung dieses stadtplanerischen Mammutprojekts folgen Freiburgs Straßen von der Salzstraße aus in Richtung Norden und Westen einem sanften Gefälle – bis zum heutigen Tage unverändert in Höhe und Verlauf.
Nach wie vor sind die Fassadensockel rechts höher als links. Und umgekehrt - auf der gegenüberliegenden Straßenseite.
Ob alle Freiburger dies stolz als ingenieurtechnische Meisterleistung oder manche auch als herzöglich angeordneten Willkürakt angesehen haben?
Sicher eine Frage der Perspektive.
Angeschlossen
Nach dem Tod des letzten Zähringerherzogs erbt dessen Schwager, Egino IV. von Urach, die rechtsrheinischen Güter. Er hält König Friedrich II. davon ab, Freiburg an sich zu reißen. In weniger als zwanzig Jahren folgen ihm Sohn und Enkel als Grafen von Freiburg.
Vieles bleibt aber im gewohnten Fluss. Das Münster nimmt Gestalt an. Im Freiburger Westen klaffen keine Baulücken mehr. Alle Gebäude sind ans Wassernetz angeschlossen - auch die im Nordwesten entlang der Stadtmauer.
Hier beziehen die Dominikaner als erster Mönchsorden ihr Quartier in der Stadt "inter duas ripas" - so beurkundet 1238 Graf Konrad. Die Bächle verlaufen da noch in der Mitte der Gassen.
Das Dreisamwasser mag in den "ripas" abscheulich gestunken haben - dank des omnipräsenten Löschwassers bleiben Freiburg aber durch Häuserbrand verursachte Großfeuer erspart.
Und ein Zauber der Bächle wirkt trotz ihrer Verbannung an den Straßenrand fort: Freiburger Töchter und Söhne heiraten Auswärtige, die in sie hineingetreten sind - manchen aber strecken sie auch die Zunge raus.
2. Jahrhundert der Freiburger Stadtgeschichte
festgehalten mit einer Original Rolleiflex 6x6 aus den 1920ern + Tessar 3,8/75 auf Rollei RPX 100 und Fuji Pro 400 H
Abgetrennt
Am Oberlindenplatz sind im Juli 1299 Wurfgeschosse auf den Protzbau der Grafen von Freiburg gerichtet.
Für deren Großmannssucht und Fehdefreudigkeit wollen die Bürger nicht mehr die Zeche zahlen.
Dem Stadtherrn Egino II. eilt sein Schwager Konrad III. von Lichtenberg zu Hilfe. Der gefürchtete Feldherr und Straßburger Bischof wird von Freiburger Truppen östlich des Dorfes Betzenhausen gestellt - und tödlich verwundet.
Sein Bruder folgt ihm auf den Bischofsstuhl - er verzichtet auf Rache.
Federführend ebnet Friedrich I. von Lichtenberg in einem Schiedsverfahren den Weg zur gewaltlosen Beilegung der bestehenden und zukünftigen Konflikte zwischen den Grafen und Bürgern von Freiburg.
Wo der schwertschwingende Oberhirte fiel, wird ein Kreuz errichtet. Sein rechter Arm ist abgetrennt, vom Namen übrig geblieben: von Lichtenberg.
Vor der Kirche St. Albert verwittert eine Kopie, das Original steht zum Schutz vor weiteren Verfall im Kirchenraum.
Zwei Bischöfe - zwei Kreuze. Aber welches welchem Bruder gebührt, liegt auf der Hand - oder?
Himmel auf Erden
Der Westturn des Münsters überragt ganz Freiburg.
Der Turmhelm steigt filigran in den Himmel auf, besteht zur Hälfte aus umbauter Luft und ist ein Symbol für den Himmel auf Erden - für das himmlische Jerusalem wie es am Ende aller Zeiten auf Erden wiedererrichtet wird.
Mit seinen 116 Metern machte der Westturm das Münster um 1330 zu einem der höchsten Gebäude Europas. Er ist eine Machtdemonstration der selbstbewussten Bürgerschaft. Nach den Zähringern und den Grafen haben die Freiburger den Kirchenbau selbst in die Hand genommen.
Der Rat will die Kirche noch prächtiger gestalten und beschließt die Erhöhung des Chors - zur Unzeit.
Die Silberadern im Schwarzwald sind erschöpft, Seuchen suchen die Stadt heim, die Grafen werden aus der Stadt gejagt und Freiburg begibt sich in die Arme des Hauses Habsburg.
Der Münsterchor wird 1513 der Mutter Jesu geweiht und der Kapellenkranz des Hochchors sogar erst 1536 fertiggestellt.
Bis heute ist der geliebte Turm nicht gefallen und bleibt für immer der schönste Turm auf Erden - und eine ewige Baustelle.
3. Jahrhundert der Freiburger Stadtgeschichte
festgehalten mit einer Kodak Junior 620 aus den 1930ern + Kodak-Anastigmat 7,7/10,5 auf Kodak TRI-X 400 und Cinestill 50D
Hölle auf Erden
Eine neuartige Krankheit aus Asien verbreitet sich über Handelswege und rollt auf Europa zu.
In Italien bricht sie zuerst aus. Schnell sterben Abertausende. Über den Elsaß wird der Erreger sicher auch bald den Breisgau erreichen.
In Freiburg herrscht die blanke Furcht. Das Antlitz der Stadt verkommt zur hässlichen Fratze - und Freiburger bereiten Freiburgern die Hölle auf Erden.
Am Neujahrstag 1349 werden Bewohner rund um die Synagoge zwischen Wasser- und Weberstraße festgenommen. So mancher will sich seiner Schulden bei ihnen entledigen und greift gierig nach ihrem Vermögen.
Eine Handvoll Männer gesteht unter grausamster Folter, Brunnen vergiftet zu haben.
Als die Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Ende Januar vor den Stadttoren verbrannt werden, ist in Freiburg noch kein einziger Mensch an der Pest erkrankt.
Der Stadtrat erlaubt Juden erst wieder 1360 die Neuansiedlung, beschließt aber 1401, in Freiburg dürfe sich nie wieder ein Jude niederlassen. König Sigismund bestätigt die "Ewige Vertreibung" - sie dauert fast 400 Jahre.
Unistifter
Als zweite Stadt nach Wien bekommt Freiburg von den Habsburgern eine Universität geschenkt.
In der Stiftungsurkunde der Albertina vom 21. September 1457 lesen wir, ihr Namensgeber wolle einen Brunnen graben, aus dem das erleuchtende Wasser der Weisheit aus aller Welt geschöpft werden könne, um die menschliche Unvernunft und Blindheit zu erlöschen.
Seiner feinsinnigen Gattin Mechthild von der Pfalz hätten wir solch hehre Ziele abnehmen können, nicht aber dem Unistifter Albrecht VI. Durch den Zuzug von Zöglingen aus wohlbabenden Familien will er die hochverschuldete Stadt sanieren.
Seinem König, Kaiser und älteren Bruder hat er die Herrschaft über Vorderösterreich abgerungen. In Freiburg residiert er königlich und will mit ehrgeizigen Reformvorhaben beweisen, dass er zu Höherem geboren ist.
Unverrichteter Dinge zieht er weiter und herrscht wieder woanders, als seine Universität gegründet wird.
Der Erzherzog bringt es nur zum Ewigen Zweiten - aber die Freiburger Universität löscht weiter die menschliche Unvernunft und Blindheit.
4. Jahrhundert der Freiburger Stadtgeschichte
festgehalten mit einer GOMZ Komsomolec aus den 1940ern + T22 6,3/75 auf Kodak T-MAX 100 und Fuji Pro 400 H
Zechpreller
In Freiburg müssen Gäste aus dem ganzen Reich samt Entourage untergebracht und versorgt werden.
König Maximilian hat einen Reichstag für den 29. September 1497 einberufen - in Freiburg. Er will die strittigen Eckpunkte der Reichsreform in einer habsburgischen Stadt weiter verhandeln.
Im Oktober ist die Mannschaft endlich versammelt. Auf den König warten sie bis zum Juni des nächsten Jahres. Der kommt erst, als er Geld für einen Feldzug gegen Frankreich braucht.
Die Stände tagen in der Gerichtslaube. Den Reformstau lösen sie aber nicht auf.
Immerhin einigen sich die Herrschaften nach einem Saufgelage mit sehr üblem Kater am Morgen auf eine neue Weinordnung. Im Reich soll kein gepanschter Wein mehr verkauft werden.
Und die Mächtigen haben auch sonst mächtig Spaß. Eine Krankheit, die das bezeugt, breitet sich aus wie ein Lauffeuer - die Syphilis.
Als der König sein Lager im Predigerkloster auflöst und Freiburg verlassen will, hält ihn die Stadt zurück. Offenstehende Rechnungen zwingen ihn, ein Pfand zu hinterlegen - seine teure Gemahlin.
Verfolgungswahn
Anna Schweizerin verlässt Basel und zieht zur falschen Zeit an den falschen Ort.
Dort begegnet sie auf der Straße vor ihrem Haus ab und an dem Henker. Der hat öfter zu tun in ihrem Viertel, wo auch die Diebe und Dirnen wohnen - in der Wolfshöhle.
Lange drang hier das schaurige Wolfsgeheul von den Schlossberghängen hinüber in die Stadt.
Wie viel markerschütternder klingt Annas Wehklagen während der peinlichen Befragung!
Sie soll zugeben, den Pakt mit dem Teufel eingegangen zu sein.
Im Laufe eines diabolischen Prozesses werden ihr Höllenqualen zugefügt, um mit ihrem Geständnis eine barbarische Ermordung zu legitimieren.
Der Henker fackelt 1546 den Scheiterhaufen an, auf dem Anna bei lebendigem Leibe verbrennt – als erste wegen Hexerei verurteilte Frau in Freiburg.
Fast 200 Jahre verfinstern die recht- und gottlosen Prozesse die Stadt.
Ob Folterknechten, Richtern und Henkern je der Gedanke kam, dass sie alle eine Chimäre verfolgen?
Aber der Teufel begegnet uns doch in jeder erdenklichen Gestalt – ja, auch als streunender Straßenköter.
5. Jahrhundert der Freiburger Stadtgeschichte
festgehalten mit einer VEB Zeiss Ikon Ercona II aus den 1950ern + Tessar 3,5/105 auf Ilford HP5 Plus und Kodak Ektar 100
Scholarenprivileg
Nächtliches Krakelen in Freiburgs Gassen. Rivalisierende Gangs wetzen ihre Dolche, Degen und Schwerter.
Handwerksgesellen und Studenten stehen sich unversöhnlich gegenüber. So manche Handgreiflichkeit eskaliert zur Straßenschlacht.
Brave Freiburger fordern drakonische Strafen für pöbelnde Studenten. Der Stadt sind die Hände gebunden.
Mit der Immatrikulation unterliegen Studenten der Akademischen Gerichtsbarkeit. Übeltäter von der Alma Mater sind dem Rektor zu überführen - und der straft seine Schützlinge viel zu milde!
Die Verwaltung der Universität und ihrer vier Fakultäten wird für fast 200 Jahre in einen Gebäudekomplex zusammengeführt, dessen Eingang von 1580 bis Ende des 19. Jahrhunderts dieses Säulenportal schmückt.
Und zu verwalten gibt es neben der Karzerhaft für hochgebildete Flegel zu Genüge. Kriege und Seuchen erzwingen mehrfach eine Auslagerung des Unibetriebs in andere Städte.
Ob die Studenten dort weniger Unsinn getrieben haben? In jeder Stadt gibt es Wein, Weib, Gesang - und Handwerksgesellen.
Unten
Während des 30-jährigen Krieges muss Freiburg allerhand Unmenschliches mit ansehen. Und was da am 5. August 1644 geschieht, ist das reinste Menschenschlachten.
Unten am Fuße eines Berges stehen Tausende Männer aus Frankreich. Sie sollen die oben auf sie wartenden Männer besiegen.
Aber diese Schlacht bei Freiburg bringt keine Sieger hervor, sondern Tausende Tote.
Oben stehen Männer aus Bayern. Sie müssen Freiburg halten.
Eine Schlachtreihe mit tausend Männern rennt den Berg hoch. Sie fallen um und der Berg scheint sie mit seinem Schlund zu verschlucken.
Ihr Anführer schreit:"Encore Mille!" Nochmal rennen tausend Männer den Berg hoch und fallen. Und nochmal ertönt der Schrei:"Encore Mille!" Und nochmal und nochmal.
Später hörte man ihn sagen, eine Nacht in Paris gäbe mehr Menschen das Leben, als diese Aktion getötet hat.
Jeden Freitag um 11 Uhr morgens läutet der Freiburger liebste Münsterglocke Hosanna zum Gedenken an die Gefallenen am Lorettoberg. Lebendig macht das Läuten keinen der Soldaten mehr - aber es mahnt uns Lebende zum Frieden.
6. Jahrhundert der Freiburger Stadtgeschichte
festgehalten mit einer Hasselblad 500C aus den 1960ern + Carl Zeiss Planar 2,8/80 auf Ilford Pan F Plus und Kodak Ektachrome E100
Oben
Im Laufe des 30-jährigen Krieges wird Freiburgs mittelalterliche Festungsanlage unzählige Male überrannt. Sie hält den modernen Belagerungstechniken nicht mehr stand.
Nachdem Freiburg im Friedensvertrag von Nijmegen Frankreich zugesprochen wird, beauftragt Sonnenkönig Ludwig XIV. 1679 Sébastien le Prestre de Vauban, Freiburg zur vorgeschobenen Festung auf Reichsgebiet auszubauen.
In wenigen Jahren entsteht ein dreigliedriges Festungswerk mit einem mächtigen Ring von Bastionen rund um die Stadt. Die Dreisam wird in einem großen Bogen nach Süden umgeleitet.
Freiburg ist vom Umland und den dortigen Märkten abgeschlossen. Gewerbe und Handel liegen darnieder.
Hier oben aber mit Blick auf den Communication genannten Verbindungsweg vom oberen zum unteren Schloß lässt es sich gut aushalten - selbst im Verteidigungsfall.
Das Fort Carré war der letzte Rückzugsort des Kommandanten auf dem Schloßberg. Von dort aus konnte er gut geschützt und fernab vom Kanonen- und Kugelhagel die Bedingungen einer Übergabe der Stadt aushandeln.
Gipfeltreffer
Wo sich 100 Jahre zuvor Leichen Tausender seiner Landsleute türmten, bezieht ein Mann auf dem Vorhof einer Kapelle seinen Logenplatz.
Im Schloss Munzingen speist und nächtigt er - auf der Anhöhe goutiert er die Kriegskünste seiner Soldaten.
Freiburg liegt ihm hier wie ein Schachbrett ausgebreitet zu Füßen.
Plötzlich zischt eine Kanonenkugel an der gaffenden Hoheit vorbei – abgefeuert von einem österreichischen Kanonier.
Ein Eklat!
Berittene Kuriere überreichen Freiburgs Verteidigern eine Protestnote:
Frankreichs König Louis XV. lasse das Gotteshaus zusammenschießen, wiederholt sich der Verstoß gegen seine Abmachung mit dem österreichischen Oberbefehlshaber, den Feldherrenhügel nicht zu behelligen, solange er das Münster von der Kanonade Freiburgs verschone.
Nach sechs Wochen neigt sich das kriegerische Spektakel ohne weiteren Wortbruch dem Ende zu. Freiburg fällt zum vierten Mal in französische Hände.
Und auf dem Lorettoberg über dem Nordportal der Marienkapelle steckt nun schon seit 1744 ein königliches Souvenir.
7. Jahrhundert der Freiburger Stadtgeschichte
festgehalten mit einer Mamiya C330 Professional aus den 1970ern + Standardobjektiv Mamiya-Sekor 2.8/80 auf Ilford HP5 Plus und Kodak Ektar 100
Gipfeltreffen
Kurz vor Weihnachten 1813 steht ein Mann in der Salzstraße auf dem Balkon. Er ist mit zwei weiteren Majestäten verabredet.
Zu dritt jagen sie einem kleinen Korsen hinterher.
In Freiburg wollen sie Napoleons endgültige Niederlage und Europas Restauration vorantreiben.
Preußischer König und russischer Zar lassen noch ein paar Tage auf sich warten, bis auch sie die Freiburger Gesellschaft auf Bällen und Diners beglücken.
Derweil nimmt Kaiser Franz I. die Huldigung Dutzender unter ihm stehender Freiburger entgegen. Sie wünschen ihn sich so sehr als Landesvater zurück.
Für die ihm noch immer treu Ergebenen hat der Habsburger ein makabres Gastgeschenk geschnürt: Er bringt den Tod.
Im Schlepptau der Kriegstreiber trudeln mehr als dreihunderttausend Soldaten ein und beziehen in und um Freiburg herum ihr Winterquartier. Mit der Soldateska halten auch Ruhr und Fleckfieber Einzug und greifen auf die Bevölkerung über.
Der Kriegsrat endet. Die drei Weltenlenker hetzen weiter. Zehntausende bleiben für immer - verscharrt in Massengräbern.
Exekution
Im Morgengrauen des 31. Juli 1849 sieht sich ein 23 Jahre junger Mann aus Potsdam auf dem Wiehremer Friedhof einem Haufen preußischer Soldaten gegenüber gestellt.
Der Anvisierte übertönt den Trommelwirbel, der seine letzten Worte ersticken soll. Dem Exekutionskommando schreit er entgegen:"Ich sterbe für die Freiheit. Brüder, zielt gut!"
In der Badischen Revolution hat Maximilian Dortu für die Befreiung des Volkes gekämpft - und für uns heute vermeintlich selbstverständlich gewordene Freiheitsrechte.
Seinen Eltern schrieb er aus dem Freiburger Gefängnis:"Wer den Mut hat, eine Überzeugung zu bekennen, muss auch den Mut haben, dafür zu sterben!"
Wo Maximilian Dortu starb, befindet sich heute ein Spielplatz. Der Rutsche gegenüber steht ein Mausoleum.
Die Stadt Freiburg hat von Dortus Mutter 1000 Gulden erhalten und dafür die Pflege des Grabes der Familie Dortu für immer und ewig übernommen. Mögen sich die Dortus hier am Anblick möglichst vieler in Freiburg und Freiheit aufwachsender Generationen erfreuen - es ist auch ihr Verdienst.
8. Jahrhundert der Freiburger Stadtgeschichte
festgehalten mit einer Pentacon Six TL aus den 1980ern + Biometar 2,8/80 auf Kodak T-MAX 100und Fuji Velvia 50
Emanzipation
Ende des 19. Jahrhunderts haben es eine Handvoll junger Frauen geschafft, die Vorlesungen der Medizinischen Fakultät an der Freiburger Universität zu besuchen - aber nur als geduldete Hörerinnen.
Eine von ihnen strebt noch höher hinaus. Sie will als Ärztin praktizieren.
Allein Johanna Kappes aus Karlsruhe lässt sich von Adelheid Steinmann und ihren Mitstreiterinnen aus dem Verein "Frauenbildung-Frauenstudium" überzeugen, eine Petition mit der Bitte um das Recht auf Immatrikulation an den Senat zu verfassen. Der jedoch sorgt sich um das Renomee der Freiburger Universität und lehnt ab.
Prorektor Gustav Steinmann leitet das Ersuchen an das zuständige Ministerium in Karlsruhe. Mit einem Erlass vom 28. Februar 1900 stehen die badischen Universitäten den Frauen offen.
Johanna Kappes wird zur ersten im Deutschen Reich immatrikulierten Frau.
Wenn heute junge Frauen auf ihren Spuren wandeln, haben sie es ihr zu verdanken, dass ihnen nicht nur die Pforte der Alten Universitätsbibliothek weit offener steht - und dem Ehepaar Steinmann.
Kein Lebensretter
Am Abend des 27.11.1944 legt sich ein Bombenteppich über Freiburg. Die Stadt versinkt über Nacht in Schutt und Asche. Im Morgengrauen steigt das Münster wie Phönix aus einem Trümmermeer empor.
Wie konnten Menschen dies Inferno überleben?
Ein schnatternder Erpel warnte die Anwohner des Stadtgartens vor den herannahenden Fliegern, ehe die Luftschutzsirenen ertönten - so erzählt man sich bald in Freiburg.
Der vorlaute Vogel erfreut sich stetig wachsender Beliebtheit. Keine zehn Jahre nach dem todbringenden Luftangriff wird im Stadtgarten ein tönerner Enterich auf den Sockel gestellt - und vom Oberbürgermeister gar zum Mahnmal für den Erhalt des Weltfriedens verklärt.
Ein Federvieh der größte Kriegsheld Freiburgs?
Frei erfunden hatte die Betreiberin einer Pension am Stadtgarten den tierischen Lebensretter.
Entglorifiziert pflästert er weiter den Schmerz der Schreckensnacht. Der fiktive Star reckt den Hals stur mahnend gen Himmel.
Sichtlich nagt an ihm der Zahn der Zeit und hat bereits beide Schnabelspitzen abgeknabbert.
9. Jahrhundert der Freiburger Stadtgeschichte
festgehalten mit einer Kiev 88 aus den 1990ern + Standardobjektiv MC Volna-3 2.8/80 auf Ilford FP4+ und Cinestill 50D
Ein Lebensretter
Friedrich flüchtet 1938 aus Nazideutschland ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten, wird dort Fred und zum Spion ausgebildet.
Bei einem Himmelfahrtskommando fliegt kurz vor Kriegsende seine Tarnung auf.
Die Gestapo foltert Fred. Statt seine Kameraden zu verraten, rettet er mit viel Mut und noch mehr Chuzpe sein Leben - und Fred überzeugt Gauleiter Hofer, Innsbruck ein Blutbad zu ersparen und sich den heranrückenden US-Truppen zu ergeben.
Freds Andenken bewahrte ein Kinofilm aus Hollywood vor dem Vergessen.
Ein Inglourious Basterd war er aber nie. Für immer bleibt er ein Sohn Freiburgs - der beste, den die Stadt bislang hervorgebracht hat?
Im Vergleich zum Denkmal im Stadtgarten für Freiburger, die auf Befehl des Führers morden mussten - oder auch wollten, fällt Freds Stolperstein vor dem Haus seines Vaters und Großvaters verschwindend klein aus.
Aber ein jeder kann sich hier vor einem wahren Helden verneigen, den Stolperstein putzen, polieren und dafür Sorge tragen, dass der Name Fred Mayer auf ewig in goldenem Glanz erstrahlt.
Weil's so schön war, noch einmal - oder: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel
Je weiter 30xFreiburgx30 voranschritt und je näher die letzte Aufnahme rückte, desto offensichtlicher wurde, dass in Freiburg viel zu viele schöne Motive auf der Straße liegen. 20 Bilder und 20 Geschichten können die Schönheit und Vielfalt dieser liebenswerten Stadt und ihre wechselvolle Geschichte nur bruchstückhaft widerspiegeln.
Bei der Auswahl der Motive konnten Bilder nicht aufgenommen werden, die für den ein oder anderen schöner gewesen wären als die hier gezeigten, aber nicht ganz so gut zur erzählten Geschichte passten. Manchmal konnten Geschichten nicht erzählt werden, weil das dazu passende Bild nicht annähernd so schön gewesen wäre wie die hier zu sehenden. Und es kam auch vor, dass einfach keine Reste mehr im Stadtbild vorhanden waren, die sinnbildlich für eine Geschichte hätten stehen können. Leider konnten auch so viele Menschen nicht in Wort und Bild gewürdigt werden, die in Freiburg und Freiburgern so nachhaltige Eindrücke hinterlassen haben, dass sie nicht selten bis heute noch fortwirken und daher nicht unerwähnt bleiben sollten.
Deshalb ist die Frage, wie es mit 30xFreiburgx30 weiter geht, nachdem hier alle 20 Bilder zu sehen und alle 20 Geschichten zu lesen sind, längst beantwortet: Es geht einfach immer weiter. 30xFreiburgx30 = 900xFreiburg. Es werden 900 Bilder von Freiburg aufgenommen, alle können im Format 30x30 erworben werden - und in jedem Bild steckt ein schönes Stück Freiburg und steht eine lesenswerte Geschichte dahinter.
Bis alle 900 Bilder im Kasten sind, werden Jahre vergehen - vielleicht sogar ein paar Dutzend. Und es kann auch gut sein, dass sie nie vollendet werden. Aber das wäre auch nicht weiter schlimm. Denn dann können unsere Kinder und Kindeskinder mit ihren Freunden und Freundinnen aus Freiburg, all seinen Partnerstädten und all den Freunden Freiburgs aus der ganzen Welt die Geschichten irgendwann fortschreiben und die Bilder aus ihren Perspektiven aufnehmen. Mit welchen Worten sie dann ihre denk- und erinnerungswürdigen Geschichten erzählen, mit welchen Kameras sie die Motive ablichten, das werden sie dann ebenso selbst entscheiden wie welches Format sie dafür wählen wollen - und das ist auch gut so. Wir können den uns folgenden Generationen keine Vorgaben machen, wie sie unsere Werke fortsetzen sollen. Wir sollten es uns aber immer zum Ziel machen, ihnen etwas Gutes vorzuleben, was sie sich zum Vorbild nehmen - oder auch nicht.
Aber eine Gewissheit dürfen wir den uns Nachfolgenden besten Gewissens mit auf den Weg geben: Die Grundlage von allem Menschlichen bilden die Liebe und das Mitgefühl. Ohne sie ist alles nichts. Wenn ein Gemeinwesen darauf nicht mehr beruht, wird es im Wesentlichen gemein. Hört auf Euer Herz, helft einander - seid Euren Mitmenschen ein Mensch, wo und wann immer Ihr nur könnt.
Und wer weiß schon, was kommen wird - wenn es sein soll, stehen zum 1.000-jährigen Stadtjubiläum irgendwo mitten in Freiburg 1.000 Bilder und 1.000 Geschichten. Und sie alle können von allen Freiburgern und allen Freunden Freiburgs aus aller Welt betrachtet und gelesen werden.
Klingt wie eine Unendliche Fantastische Geschichte?
Zu einer solchen darf sich 30xFreiburgx30 nun auch weiterentwickeln - denn es macht unendlich viel Spaß und fantastische Freude, die Bilder von Freiburg aufzunehmen und die Geschichten über Freiburg zu erzählen. Probieren Sie es doch selbst mal aus - mit Ihren Freunden, Ihrer Familie oder mit mir zusammen - ich unterstütze Sie gerne dabei, Ihr eigenes kleines Stück Freiburger Geschichte aufzunehmen und zu schreiben.
Und wenn Freiburger sich im Jahre 2021 Geschichten über das Fest zum 900. Jubiläumsjahr ihrer Stadt erzählen, dann blicken sie hoffentlich voller Mitgefühl und auch mit etwas Nachsicht auf uns zurück.
Möge das Fest ein schönes werden, mit dem Freiburger sich selbst und ihre Stadt feiern, wenn sich die Stadtwerdung Freiburgs zum tausendsten Male jährt - auf dass es nicht jäh unterbrochen und im Keim erstickt werde.
Uns war es nicht vergönnt, im Jahre 2020 ein Stadtjubiläum von Freiburgern für Freiburger zu feiern. Stattdessen haben wir Abstand gehalten voneinander und Atemschutzmasken getragen, um uns und andere vor einer Infektion mit einem Virus zu schützen. Dieser Virus hat unser aller Leben auf den Kopf gestellt und uns Freiburgern wie der ganzen Welt in einer bitteren Lektion gelehrt und schmerzhaft in Erinnerung gebracht, wie vergänglich ein Menschenleben ist und wie leicht unser menschliches Zusammenleben aus den Fugen geraten kann.
Während dieser Pandemie haben wir uns einmal mehr vergegenwärtigen und verinnerlichen dürfen, dass wir unsere Stadt, unser Land, unseren Kontinent und unsere Erde für möglichst alle von uns jeden Tag wieder von Neuem ein Stückchen lebenswerter machen und vor Einflüssen bewahren müssen, die Gesundheit, Glück und Leben eines jeden von uns und von uns allen bedrohen können.
Die Folgen einer Pandemie in den Griff bekommen oder gar die Gefahren einer globalen Katastrophe abwenden, zu der sich die Erderwärmung und das Artensterben scheinbar unaufhörlich und unabwendbar zu entwickeln drohen - das schaffen wir nur, wenn wir alle aufeinander zu gehen, uns die Hände reichen, auch den anderen die Freiheiten gewähren, die wir für uns selbst proklamieren, und die Menschenrechte hochhalten, verteidigen und verwirklichen.
Da sind wir vielleicht auf einem ganz guten Weg, es gibt aber noch viel zu tun und wir werden nie und nimmer an einem Ziel ankommen. Denn an Bewährungsproben für unser Zusammenleben in der Stadt Freiburg wie auch weltweit wird es auch in Zukunft nicht mangeln.
Nachdem die Pandemie überwunden ist, gedenken wir zunächst derer, die wir nicht vor dem für viel zu viele von uns tödlichen Virus retten konnten. Danach dürfen wir all diejenigen ehren und uns bei ihnen bedanken, die so viele Menschenleben gerettet haben. Nie vergessen dürfen wir, all denen von uns zu helfen, wieder auf die Beine zu kommen, die während dieser unheilvollen Zeit zu Schaden gekommen sind und nicht selbst wieder aufstehen konnten - und dann basteln wir weiter an unserem kleinen Stückchen Garten Eden am Rande des Schwarzwaldes inmitten einer nicht immer friedlichen und manchmal auch unwirtlichen Welt. Was bleibt uns auch anderes übrig? Denn nur so können wir unseren Mitmenschen und den uns nachfolgenden Generationen ein gutes Vorbild sein - und das sollte immer das Ziel unseres Strebens sein, wenn wir wollen, dass man sich in Zukunft mit Wohlwollen an uns erinnert.
Es bleibt zu hoffen, dass Freiburger auch in 100 Jahren noch mit Respekt und Hochachtung an uns heute zurückdenken und sich Geschichten von Freiburgern erzählen, denen sie nacheifern wollen, weil sie ihre Stadt nach der Pandemie zu einem noch lebens- und liebenswerteren Fleckchen Erde weiter entwickelt haben. Und ob sie unser derart gut gedenken, das liegt nur an uns - denn an den Geschichten, die im Jahre 2120 die Freiburger über uns Freiburger erzählen werden, schreiben wir tagtäglich mit. Wir alle zusammen halten den Stift in der Hand, der die Freiburger Stadtchronik fortschreibt - im Großen wie im Kleinen und im Guten wie im Schlechten.
Lassen Sie sich den Stift nicht aus der Hand nehmen, bringen Sie sich in Ihrer Stadt ein, ermuntern Sie alle, den Stift mit in die Hand zu nehmen, und nehmen Sie keinem anderen den Stift weg - so schreiben wir denn alle zusammen an einer immer schöner werdenden Geschichte über die Stadt Freiburg und die in ihr lebenden Menschen - komme, was wolle.
Freiburger halten zusammen - nicht erst seit dem Jahr 2020, aber seitdem wieder etwas fester und das hoffentlich noch lange - und weit über das Jahr 2120 hinaus.
Und nun aber endlich das Allerwichtigste wie immer erst ganz zum Schluss:
Unendlichen Dank an alle für ihre mit Geld und Gold nicht aufzuwiegende fantastische Unterstützung - ohne Euch gäbe es 30xFreiburgx30 nicht - ich werde es Euch nie vergessen!
Euer Marian.